Francisceer pflanzen 5000 DouglasienWaldeinsatz der Zwölftklässler im Rahmen des Kooperationsvertrages zwischen Forstbetrieb und Gymnasium

Verfasst von Petra Wiese am 20.04.2021

Einen Tag nach seinem 18. Geburtstag ließ es sich Tim Heine nicht nehmen, beim Bäume pflanzen dabei zu sein

Einen Tag nach seinem 18. Geburtstag ließ es sich Tim Heine nicht nehmen, beim Bäume pflanzen dabei zu sein

Zwölftklässler vom Zerbster Gymnasium Francisceum pflanzten im Waldgebiet Bärenthoren Douglasien. Hier werden Flächen aufgeforstet, auf denen die Bäume durch Pilzbefall und Trockenheit abgestorben waren.
Von Petra Wiese Bärenthoren ● Positiv überrascht zeigte sich am frühen Sonnabendmorgen Toren Reis, Revierleiter im Hohen Fläming, über die rege Beteiligung an der Baumpflanzaktion. Trotz Abi-Stress waren die Zwölftklässler vom Zerbster Gymnasium Francisceum zahlreich erschienen. Im Waldgebiet Bärenthoren erfolgte der Einsatz bei bestem Pflanzwetter.
Doch zunächst stand die große Frage im Raum, was pflanzen wir heute? Toren Reis hielt eines der niedlichen Pflänzlein, aus denen einmal ein stattlicher Baum werden soll, in die Höhe. Die Raterunde begann, der Revierförster klärte auf – Douglasien. Zweijährige Containerpflanzen von der Baumschule Stackelitz standen bereit.
Loch ausheben, Pflanze reinstellen, festtreten – ganz einfach. Zwei Schritte, also 1,50 Meter Abstand, sollten die Pflanzen haben. Obenauf war die Mehrzahl der Löcher von den Waldarbeitern schon vorgebohrt. Das wichtigste? “Mit Liebe pflanzen”, schickte Toren Reis die jungen Leute in die Reihen. Einige wenige Eltern unterstützten ihre Kinder. Zwei Klassenleiter der vier zwölften Klassen packten ebenfalls mit an.
Auch Tim Heine war unter den freiwilligen Pflanzern an diesem Morgen am Tag nach seinem 18. Geburtstag. Eine Party hatte es am Abend nicht gegeben, und so war er natürlich bereit für die Arbeit im Wald. Für Ronja Sommer und Johanna Thiele gab es auch keine Frage, hier mitzumachen. Die beiden Mädchen waren schon zum zweiten Mal mit dabei. Schließlich tut man was Gutes, und der Erlös geht in die Abikasse, sagten die beiden.
Für eine ganze Reihe der Schüler war es nicht die erste Pflanzaktion. Dass die Francisceer jetzt wieder beim Aufforsten des Waldes helfen durften, macht der Kooperationsvertrag mit dem Francisceum möglich. Wegen Corona wird der Einsatz der 12. Klassen vorerst der einzige bleiben. Abstand halten war auch im Wald angesagt. Vor der Pandemie waren immer etliche Klassen, auch von anderen Schulen beim Bäumepflanzen im Einsatz.
Der Kooperationsvertrag zwischen dem Forstbetrieb Anhalt und dem Zerbster Gymnasium besteht seit 2010. Einige Hektar Wald konnten in dem Rahmen schon aufgeforstet werden. “Um die 200 000 Bäume haben die Francisceer in den letzten zehn Jahren gepflanzt”, überschlug es Toren Reis. Der Revierleiter ist zufrieden: Die Bäume stehen genauso gut, als wären sie von den Waldarbeitern gepflanzt worden.
5000 Bäume kamen am Sonnabend dazu. Noch vor ein paar Jahren hatte es auf der Fläche einen geschlossenen Nadelwald gegeben mit 160 Jahre alten Kiefern. Dann hat der Diplodia-Pilz zugeschlagen. “Eigentlich ist dieser Pilz immer im Wald vorhanden”, erklärte es Toren Reis. Allerdings tat die Trockenheit der Jahre 2018 und 2019 das Ihrige.
Wenn ein Sommer besonders trocken ist, dann ist der Baum nicht kräftig genug, sich zu wehren. “Die Abwehrkräfte reichen nicht”, so der Experte, und dann übernimmt der Pilz. 60 Hektar im Waldgebiet Bärenthoren sind abgestorben. Im Forstbetrieb Anhalt seien Hunderte von Hektar zu beklagen, so Reis. Auch die Oranienbaumer Heide und die Mosigkauer Heide seien stark betroffen. Mit den Douglasien kommen nun Bäume, die mit schwierigen Böden zurechtkommen. Die Douglasie wächst bei viel Niederschlag, wobei ihr aber auch ganz geringe Niederschläge ausreichen.
Auch dass die Pflanzen weit auseinandergesetzt wurden, hat seinen Grund. Andere Baumarten finden so Platz, sich natürlich zu verjüngen. Buchen und Birken werden in den Lücken wachsen, so Toren Reis. Mit der Douglasie will man aber auch die Ausbreitung der invasiv wachsenden spätblühenden oder amerikanischen Traubenkirsche bremsen. Außerdem wird die Douglasie nicht verbissen.
Neben 9000 Douglasien werden im Revier Hoher Fläming auch 16 000 Traubeneichen, 2000 Wildkirschen, 2000 Bergahorn, 2000 Kirschen neu gepflanzt. Außerdem werden an den Waldaußenrändern Wildapfel, Wildbirne, Kreuz- und Schwarzdorn, Holunder, Heckenrose und andere Sträucher angesiedelt.
30 Meter breit mit Nischen sollen künftig die Übergänge zwischen Feld und Wald sein, nicht abrupt, wie bisher. Die Waldaußenränder wurden in der Vergangenheit eher stiefmütterlich behandelt, so der Revierleiter. Das soll sich nun ändern, nicht nur, damit es landschaftlich wieder hübsch aussieht. Davon profitieren auch Wild und Insekten. Außerdem dienen die Außenränder als Windbremse. Die Wachstumsbedingungen für die jungen Pflanzen sind in diesem Jahr erst einmal top. Die Wasserspeicher im Boden sind zwar noch nicht voll, aber sie füllen sich gerade wieder auf.



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