Tolle Aussichten & seltene EinblickeAm Tag des offenen Denkmals gibt es in Zerbst einiges zu entdecken

Verfasst von Gerhard Block am 14.09.2021

Zum Rundgang durch das Francisceum luden Schüler des Gymnasiums ein, die dazu in ganz unterschiedliche Rollen schlüpften.

Zum Rundgang durch das Francisceum luden Schüler des Gymnasiums ein, die dazu in ganz unterschiedliche Rollen schlüpften.

**Nach pandemiebedingter Pause öffneten in diesem Jahr wieder einige Zerbster Sehenswürdigkeiten am Denkmaltag ihre Pforten. So mancher ließ sich die Gelegenheit zu seltenen Einblicken und außergewöhnlichen Führungen nicht entgehen.
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Zerbst (gbl/dp) ● Die noch immer imposante Ruine der 1945 zerstörten Zerbster Nicolaikirche lockte am Sonntag einige Interessierte an. Zwar ist der spätgotische Sakralbau sonst ebenfalls für Besucher geöffnet. Der Aufstieg auf den Südturm bietet sich jedoch nur bei solch besonderen Anlässen wie dem bundesweiten Denkmaltag.
Bis ganz oben zählte die siebenjährige Sophie 160 Stufen, die sie ohne Pause flink bewältigte. Und das Mädchen war längst nicht die einzige, die die Aussichtsplattform in luftiger Höhe erklomm. Aus der näheren und weiteren Region und sogar aus Berlin waren die Gäste, die die Mitglieder des Förderkreises St. Nicolai begrüßen und die sie in die Geschichte der einst größten Hallenkirche Anhalts einweihen konnten. Wer es bis oben schaffte, dem bot sich zudem ein seltener Blick auf das Geläut, das sich aus fünf Glocken zusammensetzt – darunter die 1378 gegossene Gloriosa, die zu den größten erhaltenen Glocken des 14. Jahrhunderts in Deutschland zählt. Von ganz Nahem konnte sich jeder das fast fünf Tonnen schwere Exemplar anschauen, das allerdings nach wie vor zum Schweigen verdammt ist. Bevor die Gloriosa wieder erklingt, müssen Mängel an der Aufhängung beseitigt werden. Stattdessen breitete sich immer mal wieder der Klang der Friedensglocke aus.
Dieser war im nicht weit entfernten Francisceum deutlich zu vernehmen. Dort luden Schüler des Gymnasiums zum Rundgang durch den traditionsreichen Gebäudekomplex ein. In historische Gewänder geschlüpft, nahmen sie die Teilnehmer der gut halbstündigen Führungen mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit.
Da begegneten diese einem Mönch, der vom ursprünglichen Kloster der Franziskaner zeugte, genauso wie dem Fürsten Wolfgang von Anhalt. Jener war ein persönlicher Freund des Reformators Martin Luther, dessen Lehren zur Umwandlung des Klosters in eine evangelische Lateinschule führten, bevor die Gründung des Gymnasiums Illustre, der Anhaltischen Landesuniversität, folgte. Aber auch Ida Möhring kreuzte ihren Weg. Sie kam immer mit dem Fahrrad aus Straguth, um die Schule zu besuchen – als erstes Mädchen überhaupt.
Mit der historischen Bibliothek bot sich im Francisceum noch ein weiterer Anlaufpunkt für die Besucher. Zwischen den hohen Spitzbogenregalen angefüllt mit Hunderten Handschriften und Druckwerken aus mehreren Jahrhunderten präsentierten die Bibliothekarinnen Petra Volger und Elke Klemme Jung und Alt einige der hier aufbewahrten eindrucksvollen Schätze. Dazu gehörte beispielsweise ein Atlas, in dem sogar eine detailreiche Karte des sagenumwobenen Schlaraffenlandes abgebildet ist.
Äußerst fürstlich hingegen ging es im erhaltenen Teil des Zerbster Schlosses zu, wo die Mitglieder des Fördervereins zu Führungen und zur Erkundung der neuen Dauerausstellung über die Baumeister und Künstler des Barockbaus einluden. Auch die Aussichtsplattform war zugänglich.
Ebenfalls geöffnet war der Zerbster Wasserturm. Gäste konnten in die frühere Wasserversorgung eintauchen und zugleich ihr Glück bei der Tombola versuchen, die der Förderverein des technischen Denkmals ebenfalls veranstaltete.



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