Gedenken an die Toten und Mahnung an die LebendenVertreter der Stadt, der Kirchen sowie Schüler und Zerbster ehren am Volkstrauertag die Opfer von Kriegen und Gewalt.

Verfasst von Thomas Kirchner (Volksstimme) am 19.11.2018

Bürgermeister Andreas Dittmann legt gemeinsam mit dem Stadtratsvorsitzenden Wilfried Bustro und Schülern des Francisceum einen Kranz auf dem Ehrenfriedhof nieder. (Foto: Thomas Kirchner)

Bürgermeister Andreas Dittmann legt gemeinsam mit dem Stadtratsvorsitzenden Wilfried Bustro und Schülern des Francisceum einen Kranz auf dem Ehrenfriedhof nieder.
(Foto: Thomas Kirchner)

Zerbst / Gestern Nachmittag kamen Vertreter der Stadt, der Kirchen, des Anhalt-Hospiz Zerbst, Schüler und Zerbster Bürger anlässlich des Volkstrauertages zu einer Gedenkstunde zusammen, um an Millionen Kriegstoten und Opfer von Gewalt, Terror und Diktatur zu erinnern.

“Vor 100 Jahren fand der Erste Weltkrieg endlich sein Ende. Es war ein Ende, das so furchtbar war, dass es in der Folge die Initiative für unseren Volkstrauertag auslöste.
Wir wissen heute, dass die Einführung dieses Gedenktages nicht ausreichte, um die nur wenige Jahre später beginnende Katastrophe des Zweiten Weltkrieges zu verhindern”, erinnerte Bürgermeister Andreas Dittmann an die Kriegsgräuel.
Die Schreckensbilder der Stellungsschlachten und des Giftgaseinsatzes im Ersten Weltkrieg hätten nicht dazu geführt, dass Krieg aus den Handlungsoptionen von Regierungen verbannt wurde. “Im Gegenteil: Unsere Welt stand vielmehr seit der Entwicklung und Entfesselung der Atomwaffen schon mehrfach kurz vor dem atomaren Desaster”, so Dittmann. Wir stünden am Beginn eines neuen Wettrüstens.

“Mühsam ausgehandelte Abrüstungsverträge, Verträge zur Nichtverbreitung von Atomwaffen und zur Begrenzung der Neu- und Weiterentwicklung solcher Massenvernichtungswaffen werden gekündigt oder ausgesetzt”, erklärte Dittmann. Die Genfer Konvention scheine Makulatur. Hinzu kämen ganz neue Bedrohungsszenarien wie Cyberangriffe, die heute geeignet sind, die Lebensressourcen unserer Zivilisation lahm zu legen. Auch das sei Kriegsführung. Aber auch das ganz profane Abschlachten gehe ungebremst weiter.
“Assistiert durch den Krieg der Bilder können wir kaum noch unterscheiden, wer ist böse, wer ist gut. Der Nahe Osten ist mehr denn je ein Pulverfass. Über die Ukraine und das Abschlachten in Afrika spricht kaum noch jemand”, zählt Dittmann nur einige Kriegsschauplätze auf und ergänzt: “Allenfalls ärgern wir uns über die Folgen dieser Kriege in Form von Flüchtlingen. Allzu schnell verlieren wir aus dem Blick, dass es Teil der Kriegsrendite auch deutscher Waffenschmieden ist.” Dass man hier zusammenkommt, sei ein notwendiges Zeichen, dass es zu setzen gilt.

“Wir versammeln uns hier, zum Gedenken an die Opfer und zur Mahnung an die Lebenden, dass das Postulat ‚Nie wieder Krieg!‘ nichts von seiner Bedeutung und leider auch nichts von seiner Aktualität verloren hat”, mahnte der Rathauschef.
Zum Abschluss legten die Teilnehmer der Gedenkstunde an verschiedenen Ehrengräbern Kränze nieder und gedachten der Toten mit einer Schweigeminute.


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