Geschichte nach Hause geholtBibliothek erwirbt Sammelband

Verfasst von Thomas Schäfer am 29.11.2019

Kerstin Görner, stellvertretende Schulleiterin (v.l.), Torsten Huß, Vorsitzender des Fördervereins des Francisceums, Petra Volger, Bibliothekarin, Hans-Günther Berthold, Kassenwart des Fördervereins, und Elke Klemme, Bibliothekarin, freuen sich über den Erwerb eines einzigartigen Sammelbandes für die historische Francisceumsbibliothek. Foto: Thomas Schäfer

Kerstin Görner, stellvertretende Schulleiterin (v.l.), Torsten Huß, Vorsitzender des Fördervereins des Francisceums, Petra Volger, Bibliothekarin, Hans-Günther Berthold, Kassenwart des Fördervereins, und Elke Klemme, Bibliothekarin, freuen sich über den Erwerb eines einzigartigen Sammelbandes für die historische Francisceumsbibliothek. Foto: Thomas Schäfer

Bibliothek erwirbt Sammelband mit seltenen Zerbster Originaldrucken aus dem 18. Jahrhundert

Die Francisceumsbibliothek hat mit dem Erwerb eines Sammelbandes historischer Drucke ihre Sammlung ergänzt und ermöglicht damit weitere Forschungen zur Geschichte des Anhalt- Zerbster Fürstenhauses.

Von Thomas Schäfer Zerbst
Vorsichtig und äußerst behutsam öffnet Petra Volger den Einband eines alten Buches. Leicht vergilbte Seiten kommen zum Vorschein. Die Bibliothekarin der Francisceumsbibliothek trägt weiße Handschuhe, ihre Hände zittern sichtlich. Liegt es an den zahlreich erschienenen Medienvertretern oder doch eher am kostbaren Schatz, den sie in Händen hält?

Am Mittwoch präsentierte sie gemeinsam mit Kollegin Elke Klemme und Vertretern des Fördervereins des Gymnasiums und der Schulleitung sowie Uwe Holz, Kulturamtsleiter Anhalt- Bitterfeld, der Öffentlichkeit einen Sammelband mit Gelegenheitsdrucken über das Anhalt-Zerbster Fürstenhaus.

Die Drucke umfassen dabei den Zeitraum von 1745 bis 1763. Ein Neuerwerb, der die bisherige Sammlung der Bibliothek von Sammelbänden vervollständigt. “Dieser Sammelband beinhaltet 52 Einzeldrucke, die alle von Hofbuchdrucker Gottfried Heinrich Bernuth in Zerbst gedruckt wurden”, erklärt Petra Volger. “Die erste Druckerei Anhalts stand sogar im heutigen Francisceum”, fährt sie fort. Zusammengetragen und gesammelt wurden die Drucke von Hofdiakon Johann August Schaumburg.

“Gelegenheitsdrucke sind eine barocke Literaturform, die ab etwa 1550 bis 1760 gefertigt wurden. Zu jeder Gelegenheit wurden beispielsweise Gedichte geschrieben und gedruckt- zum Geburtstag, zur Taufe, zur Hochzeit, aber auch Leichenpredigten. Andere Drucke wiederum wurden angefertigt, um fürstliche Verordnungen, Beschreibungen von Festivitäten oder aber auch Kantaten zu vervielfältigen. Diese erschienen als einzeln zusammengefügte Blätter. Manche Leute haben sie gesammelt und in Bänden zusammengefasst”, erklärt Petra Volger.

Buch hat 212 Blätter

Der jetzt der Öffentlichkeit präsentierte Sammelband hat einen Umfang von 212 Blättern. Man kann die Trauerordnung von 1755 nachlesen, im Lebenslauf von Christian August, Vater Katharina II., recherchieren oder beispielsweise auch Texte von Geburtstags- und Festkantaten von Johann Friedrich Fasch studieren. “Dass der Band bis heute überdauert hat, macht ihn für uns und die regionale Geschichte so bedeutsam. Es ist ein wichtiger Ergänzungsband für die Fasch- Forschung und die Erforschung der Geschichte des anhalt-zerbster Fürstenhauses. Zudem ist er ein Beleg für Zerbst als Druckort, der sehr seltene Originaldrucke zeigt”, freut sich Petra Volger.

Dass der Sammelband in den Besitz der Francisceumsbibliothek gelangt ist, ist einigen glücklichen Umständen sowie guter Vernetzung und Zusammenarbeit zu verdanken. Per Email erhielt die Bibliothek vom Auktionshaus Reiss & Sohn aus Königstein Kenntnis über die bevorstehende Auktion. Von der Wichtigkeit des Bandes für Zerbst und die Vervollständigung der bestehenden Sammlung von Gelegenheitsdrucken überzeugt, wurden das Kulturamt Anhalt-Bitterfeld und der Förderverein des Gymnasiums darüber informiert.

Der Landkreis, Träger der Bibliothek, kann nicht selbst als Bieter einer Auktion auftreten, daher übernahm dies der Förderverein, ging in Vorkasse und ersteigerte das Buch für 3057 Euro. Letztlich übernimmt aber der Landkreis die Kosten und erstattet dem Verein das Geld zurück. “Durch eine gute Zusammenarbeit ist es gelungen, der historischen Bibliothek einen wertvollen Zuwachs zu erwerben”, lobt Kulturamtsleiter Uwe Holz. “Einer alleine von uns Beteiligten, hätte es nicht geschafft. Es ist ein sehr schönes Beispiel, dass gemeinsame Kräfte zu einem Ziel führen. Ich freue mich sehr, dass wir auch zeigen können, dass eine Bibliothek, die einen abgeschlossenen, historischen Sammlungsbestand hat, durch gezielten Neuerwerb immer noch weiterleben kann. Damit machen wir sie Stück für Stück im Interesse der Öffentlichkeit und unseres kulturellen Erbes reicher”, unterstreicht Uwe Holz.

Zuwachs dank guter Zusammenarbeit

Petra Volger kann ihm da nur beipflichten: “Ein ganz großes Dankeschön an den Förderverein, der ganz unkompliziert die Ersteigerung eines für uns sehr wichtigen, wertvollen und interessanten Buches ermöglicht hat. Als wir es das erste Mal in den Händen hielten, war es ein Sprung des Herzens – so möchte ich es ausdrücken.” Für Torsten Huß, Vorsitzender des Vereins, ist es eine Selbstverständlichkeit . “Wir unterstützen die Bibliothek gerne – und das schon seit Jahren. Unsere Mitglieder sind sehr daran interessiert, dass die Bibliothek gut ausgestattet ist. Es ist uns eine Herzensangelegenheit.”


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