Francisceer legen neuen Waldrand an (Artikel aus der Zerbster Volksstimme)Pflanzeinsatz der Zerbster Abiturienten bei Bärenthoren

Verfasst von Petra Wiese am 24.03.2022

Doreen Einhenkel-Arle erläutert den Schülern, worauf sie beim Pflanzen achten müssen. Fotos: Petra Wiese

Doreen Einhenkel-Arle erläutert den Schülern, worauf sie beim Pflanzen achten müssen. Fotos: Petra Wiese

Mit Spaten und Enthusiasmus waren erneut Zerbster Abiturienten beim Waldeinsatz aktiv. Die Schüler halfen beim Pflanzen eines naturnahen Waldrandes im Wald bei Bärenthoren.
Ein neuer Waldrand soll bei Bärenthoren wachsen. Auf einer Länge von 350 Metern, 40 Meter tief, wurde am vergangenen Sonnabend ein solches Stück angelegt. Dabei hatte der Landesforstbetrieb Unterstützung von den Abiturienten des Zerbster Gymnasiums Francisceum. Etwa 30 Köpfe zählte die Truppe beim jüngsten Waldeinsatz. Ein paar Eltern unterstützten die Schüler. Die Aktion fand im Rahmen des Projektes “100 Kilometer Waldrand” statt. Der Landesforstbetrieb hat es sich in diesem Projekt zum Ziel gemacht, insgesamt 100 Kilometer neue Waldränder anzulegen. Ein kleines Stück konnte nun bei Bärenthoren auf den Weg gebracht werden. Zuvor hatten auf der Fläche unter anderem Kiefern gestanden. Trockenheit, der Diplodia-Pilz und die Stürme hatten auch hier immensen Schaden angerichtet. Nur noch vereinzelt waren Bäume stehengeblieben. Das Sturmholz war beräumt und als Schutzwall zum Acker hin aufgeschichtet worden. Dahinter waren die Reihen vorbereitet, in denen die Schüler pflanzen sollten.
Doreen Einhenkel-Arle betreute am Sonnabend die Aktion und wies die Schüler ein. Da verschiedene Pflanzen in die Erde gebracht werden sollten, bedurfte es auch für jede konkrete Anweisungen zu Tiefe, Abstand und Besonderheiten. Genau nach Plan wurde gepflanzt, denn der Waldrand braucht einen bestimmten Aufbau. “Wir bepflanzen Saum und Mantel mit Sträuchern und Bäumen zweiter Ordnung”, erläuterte Doreen Einhenkel-Arle. Für die 500 Hundsrosen in den ersten Reihen empfahl es sich wegen der Dornen, auf jeden Fall Handschuhe anzuziehen. Jeweils 100 Stück Pfaffenhütchen, Hartriegel, Holunder und Schneeball wurden in den Säcken, die die Pflanzen vor dem Austrocknen schützen, an die Abiturienten verteilt. Dazu mussten weitere 400 Stück Haselnuss, 200 Feldahorn, 200 Wildapfel und 950 Vogelkirschen in den Boden.
Um ihre Abikasse aufzufüllen, packten die Zwölftklässler ordentlich an. Doch nicht nur den Abiturienten sind solche Pflanzaktionen vorbehalten. Ein Obolus kann für die jeweilige Klassenkasse verdient oder zur Finanzierung der Klassenfahrt beigesteuert werden. Seit 2010 besteht ein Kooperationsvertrag zwischen dem Forstbetrieb Anhalt und dem Zerbster Gymnasium Francisceum. Seitdem haben Schüler aller Jahrgänge zusammen mit Eltern, Geschwistern, Verwandten und einigen Lehrern rund 160.000 Bäume und Sträucher im Landeswaldrevier Hoher Fläming gepflanzt. Darunter waren Eichen, Buchen, Linden, Hainbuchen, Elsbeeren, Kirschen, Douglasien, Heckenrosen, Pfaffenhütchen, Kreuzdorn, Wildäpfel und andere. Die Betreuung der Schulklassen erfolgt von Mitarbeitern des Forstbetriebes um Revierleiter Toren Reis.
Außerdem wurden während solcher Pflanzaktionen auch rund 15 Kilometer Wildschutzzäune abgebaut und entsorgt. Schüler haben aber auch invasive Baumarten bekämpft und Waldflächen für die Wiederaufforstung hergerichtet, Saatgut – zum Beispiel Eicheln und Bucheckern – gesammelt, Pflanzenwildlinge geworben und Bäume aufgeastet. Immer im Frühjahr ist der Einsatz der Schüler gefragt. In diesem Jahr gab es bis jetzt drei Termine. An diesem Sonnabend werden noch einmal Zehntklässler des Gymnasiums pflanzen. Insgesamt werden dann 2022 rund 20.000 Sträucher und Bäume durch die Francisceer gepflanzt sein.
Eine nachhaltige Bewirtschaftung der landeseigenen Wälder hat sich der Landesforstbetrieb auf die Fahne geschrieben. Die Anwendung von ökogerechten Waldbewirtschaftungsformen ist dabei zentraler Baustein. Dazu gehört auch die Überführung des schlagweisen Hochwaldsystems hin zu dauerwaldartigen Strukturen. Eine höhere Stabilität des Ökosystems Wald ist langfristig das Ziel. Die katastrophalen Absterbeerscheinungen in den Wäldern in den vergangenen Jahren machen deutlich, dass sich alle Wiederaufforstungsmaßnahmen an den natürlichen Wiederbewaldungsprozessen orientieren müssen. Die Neuanlage von Waldaußenrändern war stark vernachlässigt worden. Dem will man nun entgegenwirken.
2018 wurde das Projekt “100 Kilometer Waldrand” ins Leben gerufen. Alle 53 Revierleiter des Landesforstbetriebes Sachsen-Anhalt unterstützen das Projekt. Das erste Viertel Wegstrecke ist geschafft – rund 75 Hektar naturnahe Waldaußensäume wurden bereits angelegt. Ein positiver Nebeneffekt dabei ist die Förderung selten gewordener Bäume zweiter Ordnung wie Wildbirne, Wildapfel, Feldulme oder Mehlbeere. Auch seltene Straucharten werden wieder eingebracht. Die Waldaußenränder sind wertvolle Übergänge zwischen Offenland und Wald und bilden einen natürlichen Schutzmantel.

Quelle: https://epaper.volksstimme.de/volksstimme#/main/dynamic?path=storefront~2Fpublication.html%3Ftitle_bar%3Dfalse%26publication%3D9080da9f-da22-4094-a090-2bb72309f5dc&scope=1648550003164


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