Plädoyer für ein kreatives Fach (Artikel aus der Zerbster Volksstimme)Kunstlehrer aus ganz Sachsen-Anhalt führt es ans Zerbster Francisceum

Verfasst von Daniela Apel am 02.05.2022

Bei einem Workshop probierten sich die Kunstlehrer im Malen mit Pigmenten aus, zuvor hatten sie sich kunstvolle Buchmalerei in der historischen Francisceumsbibliothek angeschaut. Foto: Daniela Apel

Bei einem Workshop probierten sich die Kunstlehrer im Malen mit Pigmenten aus, zuvor hatten sie sich kunstvolle Buchmalerei in der historischen Francisceumsbibliothek angeschaut. Foto: Daniela Apel

Die Kunst liegt ihnen am Herzen, besonders das Unterrichtsfach – den Kunstlehrern aus ganz Sachsen-Anhalt, die sich jetzt im Zerbster Francisceum trafen. Dort tauschten sie sich aus und bildeten sich weiter.
Der Kampf um einen höheren Stellenwert für ihr Fach eint die Kunstlehrer aus ganz Sachsen-Anhalt, die sich im Zerbster Francisceum eingefunden haben. Gemeinsam setzen sie sich für einen guten Kunstunterricht ein. Um einen solchen anzubieten, bilden sie sich auch diesmal bei einem Workshop weiter. Ein anderes Problem ist nicht so leicht zu lösen.
Denn der Lehrermangel betrifft ebenfalls die kreativen Fächer. Ihn zu beheben, stellt eine Herausforderung dar. Zumal es landesweit alljährlich nur zehn Referendariatsplätze für angehende Kunstlehrer gibt, wie Sara Burkhardt bedauert. Sie ist Professorin für Didaktik der bildenden Kunst an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, wo Lehramtsstudenten ausgebildet werden. Sie weiß auch, dass Sachsen-Anhalt für junge Kunstpädagogen längst nicht so attraktiv ist wie Berlin, Hamburg oder Leipzig. Doch: “Wir brauchen viele gut ausgebildete Kunstlehrer”, betont Sara Burkhardt.
Die bildungspolitische Stärkung des Faches Kunst liegt ihr am Herzen. Genau dafür setzt sie sich als Vorsitzende des BDK Fachverbandes für Kunstpädagogik ein. Dieser zählt bundesweit insgesamt rund 3800 Mitglieder, davon um die 100 in Sachsen-Anhalt. Vorsitzende des Landesverbandes ist Christiane Küstner. Neben der Vernetzung untereinander und dem Erfahrungsaustausch, wie beim neu ins Leben gerufenen Stammtisch in Halle, geht es um die Fortbildung der Mitglieder.
Kunstlehrer folgen malend den Spuren der Mönche
“Einmal jährlich veranstalten wir einen kunstpädagogischen Tag”, erzählt sie. Dieser findet diesmal im Francisceum statt. Das frühere Klostergebäude findet Christiane Küstner “großartig”, die selbst am Lyonel-Feininger-Gymnasium in Halle unterrichtet. Zum Auftakt des Treffens besuchen die knapp 20 Teilnehmer die historische Francisceumsbibliothek. Dort zeigt ihnen Bibliothekarin Elke Klemme einige ausgewählte Handschriften. Der Fokus liegt auf der mittelalterlichen Buchmalerei. Wie einst die Mönche sollen sich die Kunstlehrer anschließend im Malen mit Farbpigmenten, gewonnen aus Mineralien und Erden, ausprobieren.
Annett Heydecke, BDK-Mitglied und frühere Kunstlehrerin am Zerbster Gymnasium, leitet den Workshop. Sie erläutert, worauf bei der Auswahl der Pigmente zu achten ist, und zeigt, wie die Farbpulver mit Eigelb oder Eiweiß als Bindemittel vermengt werden. Als Lösungsmittel dient Wasser. “Davon aber nicht zu viel nehmen, sonst hält die Farbe nicht”, rät sie. Benötigte Materialien und Zeitungen zum Unterlegen hat Annett Heydecke bereits vorbereitet. Es ist als Anregung zum späteren Nachahmen im eigenen Kunstunterricht gedacht.
Ziel: “Kunsterziehung” in “Kunst” umbenennen
Anschauliche Ideen, wie der Lehrplan kreativ ausgestaltet werden kann, bietet ebenfalls der Besuch der Ausstellung “Junge Kunst in Anhalt”, die bis 8. Juli im Alumnatskorridor des Francisceums gezeigt wird. Susan Lanfer nutzt die Gelegenheit, um für den Nachwuchswettbewerb zu werben, den die Francisceumsstiftung nun zum 28. Mal veranstaltet. Eindrucksvoll vielfältig sind die Werke der Nachwuchstalente. Auch die Exponate beweisen, dass Kunst ein nicht weniger anspruchsvolles Fach ist als Mathe oder Physik.
Ihnen gehe es darum zu verdeutlichen, wie wichtig der Kunstunterricht in der Schule ist, sagt Christiane Küstner. Denn sobald Einsparungen anstehen, werde das Fach in die Ecke gedrängt, beklagt sie. Darüber hinaus macht sich der BDK-Landesverband für eine Umbenennung des Unterrichtsfachs stark. Noch immer heißt es in Sachsen-Anhalt “Kunsterziehung”. Ein veralteter Begriff, der durch “Kunst” abgelöst werden sollte.

Quelle: https://epaper.volksstimme.de/volksstimme#/main/dynamic?path=storefront~2Fpublication.html%3Ftitle_bar%3Dfalse%26publication%3D9080da9f-da22-4094-a090-2bb72309f5dc&scope=1651573684481



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